Gute Aus­sich­ten für Re­struk­tu­rie­run­gen und In­sol­venz­plan­ge­stal­tun­gen

Die EU-Kom­mis­si­on hat nach lan­gem War­ten die Wei­chen dafür ge­stellt, dass Sa­nie­run­gen und Re­struk­tu­rie­run­gen in steu­er­li­cher Hin­sicht wie­der be­herrsch­bar wer­den. Aus­lö­ser für die Un­si­cher­heit war der Bun­des­fi­nanz­hof mit sei­ner Ent­schei­dung vom 28.11.2016, mit der der Sa­nie­rungs­er­lass des BMF aus dem Jahre 2003 ge­kippt wurde. Letz­te­rer sah re­gel­mä­ßig einen An­spruch auf Er­lass der Steu­er auf den Sa­nie­rungs­ge­winn vor. Die­ser Hand­ha­bung hat der BFH die Grund­la­ge ent­zo­gen, so dass sich Un­ter­neh­men nach er­folg­rei­cher Sa­nie­rung häu­fig Steu­er­schul­den ge­gen­über­sa­hen, die sie er­neut in die Krise stütz­ten.

Zum Hin­ter­grund: ty­pi­scher­wei­se gehen Re­struk­tu­rie­run­gen und Sa­nie­run­gen mit einem (Teil-)Er­lass von Ver­bind­lich­kei­ten des zu sa­nie­ren­den Un­ter­neh­mens ein­her, die zu so­ge­nann­ten Buch­ge­win­nen und damit Steu­ern führ­ten, wenn und so­weit die be­stehen­den Ver­lust­vor­trä­ge nicht aus­reich­ten oder die Gren­zen der Min­dest­be­steue­rung nach § 10d EStG über­schrit­ten waren.

Der Ge­setz­ge­ber hatte auf diese Si­tua­ti­on mit Ge­setz vom 27.06.2017 er­staun­lich schnell re­agiert und mit den Neu­re­ge­lun­gen in § 3a EStG und § 7b GewStG die Steu­er­be­frei­ung von Sa­nie­rungs­ge­win­nen ähn­lich der des frü­he­ren Sa­nie­rungs­er­las­ses nor­miert. Diese Ge­schwin­dig­keit war auch ge­bo­ten, nach­dem der BFH der Gel­tung von Über­gangs­re­ge­lun­gen der Fi­nanz­ver­wal­tung zu einer tem­po­rä­ren Fort­gel­tung des Sa­nie­rungs­er­las­ses in zwei Ent­schei­dun­gen aus dem Au­gust 2017 und April 2018 eine Ab­sa­ge er­teil­te.

Al­ler­dings stand das In­kraft­tre­ten der ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lun­gen unter dem Vor­be­halt der Ge­neh­mi­gung der EU-Kom­mis­si­on, wo­nach es sich bei den Steu­er­erlas­sen nicht um eine rechts­wid­ri­ge Bei­hil­fe han­delt. Diese Ge­neh­mi­gung ließ lange auf sich war­ten, liegt aber nun end­lich vor, wie das Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um ge­gen­über LECON be­stä­tig­te: Der zu die­sen Re­ge­lun­gen be­stehen­de In­kraft­tre­tens­vor­be­halt wird zeit­nah auf­ge­ho­ben, so dass einer An­wen­dung der Steu­er­be­frei­ung dann nichts mehr ent­ge­gen steht und ak­tu­el­le Sa­nie­run­gen nicht wei­ter ge­fähr­det sind.

Damit ist der Weg für Sa­nie­rungs- und Re­struk­tu­rie­rungs­maß­nah­men in steu­er­li­cher Sicht wie­der frei, auch wenn es noch einer förm­li­chen Auf­he­bung des In­kraft­tre­tens­vor­be­halts durch den Ge­setz­ge­ber be­darf. Ins­be­son­de­re steht der In­sol­venz­plan als wich­ti­ges Ge­stal­tungs­in­stru­ment der Sa­nie­rungs­pra­xis wie­der zur Ver­fü­gung, was auch und ge­ra­de in den Ei­gen­ver­wal­tungs­ver­fah­ren eine er­heb­li­che Re­le­vanz hat. Damit fin­det eine Ent­wick­lung ihr gutes Ende, die im In­ter­es­se der Pla­nungs­si­cher­heit für die Be­tei­lig­ten und für den Sa­nie­rungs­stand­ort Deutsch­land sowie die Sa­nie­rungs­kul­tur gar nicht hoch genug ein­ge­schätzt wer­den kann.

13.08.2018 LECON, Rechts­an­walt Mi­cha­el Ge­or­ge

Die­sen Bei­trag tei­len: